Wenn man immer nur alleine kämpft, wird man doch sehr schnell müde. Lohnt es sich daher, einem großen Anwenderverband wie der DSAG beizutreten? Kann ich als Mittelständler auf wichtige Entscheidungen des SAP Riesen überhaupt Einfluss nehmen?
Hier nun mein persönlicher Eindruck der diesjährigen DSAG-Jahreskonferenz in der Lebkuchenstadt Nürnberg.
Die bcs-people GmbH, als Teil des its-people Unternehmensverbundes, hat sich als Beratungsunternehmen auf die Bereiche Projektmanagement, Change-Management, Prozess Mining und ERP-Beratung spezialisiert.
Im Bereich ERP-Beratung liegt der Focus dabei auf allen ERP-Prozessen der Industrielogistik und Intra-Logistik, Schwerpunkt SAP.
Der its-people Unternehmensverbund ist seit Jahren schon Mitglied in der DOAG, der Deutschen Oracle-Anwendergruppe. Die DOAG ist eine der wichtigsten unabhängigen Informationsplattformen zu Oracle-nahen Themen im deutschsprachigen Raum (Quelle: wikipedia) und die Interessenvertretung der Anwender gegenüber dem amerikanischen Computer Technologiekonzern Oracle.
Es stellte sich daher nun auch für die bcs-people die Frage, ob es ebenfalls Sinn macht, dem großen Anwenderverband DSAG (Deutschsprachige SAP Anwendergruppe) beizutreten.
JA – wir haben es getan. Wir sind seit diesem Jahr Mitglied der DSAG!
Für alle, die die DSAG noch nicht kennen, hier ein kurzer Auszug aus Wikipedia und der DSAG Homepage:
„Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V (DSAG) ist ein 1997 gegründeter Verein mit Sitz in Walldorf, in dem sich über 3.500 Kunden der Firma SAP zusammengeschlossen haben. Sie ist damit einer der weltweit größten, unabhängigen Interessenverbände der SAP-Anwender.“ Gemäß Satzung bietet die DSAG den organisatorischen Rahmen zur gemeinschaftlichen Interessenvertretung der deutschsprachigen Anwender von SAP-Produkten. Ziel des Verbandes ist die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
Nun, das klingt ja alles sehr schön in der Theorie, aber wie sieht das denn nun in der Praxis aus?
Ich habe mich neugierig im September auf den Jahreskongress der DSAG in Nürnberg begeben und – ich war extrem überrascht! Nicht nur über die vielen interessierten Menschen, die dort anzutreffen waren, sondern auch über die vielfältigen Themen, die dort vorgestellt und diskutiert wurden. Ich habe viele neue Aspekte im Bereich SAP kennengelernt.
Besonders beeindruckt war ich allerdings auch von der Kraft, die die DSAG dem SAP Unternehmen entgegenzustellen weiß. Die gängige Meinung ist ja, dass SAP als weltweiter Marktführer im ERP-Bereich ein starkes, marktbeeinflussendes Softwareunternehmen ist und dass kleine und mittelständische Unternehmen keinen großen Einfluss auf die Entwicklung im Hause der Walldorfer haben.
Doch stimmt das wirklich?
Als Beispiel hier zu nennen ist die von SAP angekündigte Abschaltung des Warehouse Management (WM) in S/4HANA ab 2025.
SAP hat sich hier klar positioniert und wollte nur noch ihr „Extended Warehouse Management“ (EWM) supporten.
Für viele Unternehmen ist aber ein EWM gar nicht nötig.
Nach der Ankündigung wurden daher sehr schnell Stimmen laut, dass dies von den meisten Kunden so nicht gewünscht ist.
Die DSAG hat hier sehr viel Zeit investiert und versucht, den SAP Riesen zu überzeugen, diese Strategie so nicht umzusetzen. Und siehe da, im Juni kündigte SAP an, dass es kein Warehouse Management in der alten Form geben wird und weiterhin das EWM weiterentwickelt wird.
Aber aufgrund des Druckes seitens der Kunden und der DSAG, wird es eine Alternative mit dem Namen „Stock Room Management“
geben. Diese Entwicklung und Anpassung der angekündigten und geplanten Unternehmensstrategie wäre ohne den Einfluss der DSAG mit Sicherheit so nicht möglich gewesen.
Ähnlich ist es auch bei dem Thema HCM in S/4HANA gewesen. Im Januar 2018 veröffentlichte SAP die Neuigkeit, dass es ein neues OnPremise SAP HCM System geben soll. Auch hier wieder eine sehr umstrittene Entscheidung. SAP hat nun dieses Jahr auf dem Jahreskongress angekündigt, dass HCM wieder Teil der Core-Funktion S/4HANA werden wird.
Das waren zwei Beispiele, an denen man erkennen kann, wie wichtig eine starke Gemeinschaft ist und welchen Einfluss diese nehmen kann.
Die DSAG unterstützt ihre Mitglieder aber auch noch in vielerlei anderer Hinsicht. So kann man sich z. B. bei kniffligen Fragen direkt an die einzelnen Arbeitskreise/-gruppen wenden und in kürzester Zeit erhält man Unterstützung und Hilfe. Das soll natürlich nicht heißen, dass grundsätzlich keine qualifizierten SAP-Berater für komplexe Fragestellungen mehr nötig sind, jedoch können kleinere Probleme durch das enorme Wissen der DSAG-Mitglieder einfach ein Stück schneller gelöst werden.
Mein Fazit an dieser Stelle soll keine Werbebotschaft für die DSAG sein, um die Mitgliederzahlen (> 60.000) nach oben zu treiben, sondern es handelt sich hier um meinen ganz persönlichen Eindruck. Ich kann nur jedem Unternehmen, dass mit SAP arbeitet, empfehlen, über eine Mitgliedschaft nachzudenken.
Die DSAG, als Interessenverband, wird hoffentlich auch in Zukunft, gerade für den Bereich der klein- und mittelständischen Unternehmen, einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Gestaltung zukünftiger SAP-Landschaften nehmen können.
Getreu dem DSAG-Motto: Von Anwendern für Anwender.
Der nächste DSAG-Jahreskongress wird übrigens in der Zeit vom 13. bis 15. Oktober 2020 in Leipzig stattfinden.
Ich bin dabei. Sie auch?
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